Und Blutverteilung ist im Gange

David Garnetts fabelhafte Allegorie «Dame zu Fuchs»

Als David Garnett die Novelle «Dame zu Fuchs» («Lady into Fox», 1922) veröffentlichte, hatte er bereits ein Werk auf dem Markt, «Dope Darling» (1919), verfasst unter einem weiblichen Pseudonym. Der zum Zeitpunkt der Niederschrift 25-jährige Londoner Bohemien hatte darin sublimiert, was ihn beschäftigte: wie trinkt man eine Champagnerflasche in einem Zug aus, wie gewinnt man ein Kartenspiel, wie tanzt man am ausgefallensten? All das selbstredend unter dem Einfluss von Kokain.
Aus Gewissensgründen vom Kriegsdienstirrsinn der Zeit befreit, hatte noch der 20-Jährige gemeinsam mit seinem Liebhaber, dem Maler Duncan Grant, Obstplantagen bewirtschaftet, bevor er dann, zurück in der Hauptstadt des Empire, eine Buchhandlung betrieb – und «Dame zu Fuchs» veröffentlichte. Die fabelhafte Allegorie auf einen Mann, der seiner unvermittelt zu einer Fähe verwandelten Gattin treubleibt, während sie sich zum Tier – vom aristotelischen zoon logon echon zum zoon – zurückentwickelt, ist in der unaufgeregten, gekonnten Übersetzung Maria Hummitzschs nun endlich wieder erhältlich.
Garnetts Ironie wirkt erfrischend. Und wird er einmal zynisch, verzeiht man das dankbar, denn er schreibt ohne falsche Rücksicht, schon gar nicht auf sich selbst. Gegen den Willen seines früheren Liebhabers Duncan Grant ehelichte er dessen Tochter Angelica, bei deren Geburt er dabei gewesen war und die von ihrer Mutter, der Malerin Vanessa Bell, mit dem Einverständnis ihres Mannes, des Kunstkritikers Clive Bell, ausgetragen worden war.
Garnett – ein Mitglied der notorischen «Bloomsbury Group» – und seine Frau Angelica hatten vier Töchter. Nach der Scheidung verbrachte er mehrere Jahrzehnte im Südwesten Frankreichs, wo er 1981 starb. Er hinterliess ein umfangreiches erzählerisches Werk. Hoffentlich begegnen wir diesem Autor bald mit einem weiteren Titel in dieser edlen Ausstattung!

Perikles Monioudis

David Garnett, «Dame zu Fuchs», Roman, aus dem Englischen von
Maria Hummitzsch, Dörlemann Verlag, Zürich 2016,
In Leinen Geb., 160 Seiten.

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