Vom Buch im Buch

Ambler und nochmals Ambler, in der Maske des Dimitrios

«Eines meiner ersten Bücher», erinnerte sich einst Eric Ambler, «erschien am Tag von Hitlers Einmarsch in Österreich, ein anderes in der Woche des Münchner Abkommens, ein drittes am Tag des Überfalls auf Frankreich.»
Das dritte, 1939 erschienene dieser Bücher, trägt den Titel «Die Maske des Dimitrios» und ist, auch wenn es im Buchladen bei den Kriminalromanen steht, ein Werk der Weltliteratur. Von Istanbul nach Paris und dazwischen durch halb Europa scheucht Ambler seinen Protagonisten Charles Latimer, der, selbst ein Verfasser von Kriminalromanen, auf der Suche nach dem mysteriösen Killer Dimitrios ist – oder vielmehr nach dessen verborgener Geschichte. Denn wie Latimer hofft, könnte sie den Stoff zu einem guten Roman ergeben.
Dieses von Ambler mit größter Eleganz arrangierte Buch-im-Buch-Spiel hält den atemlosen Leser bis zuletzt durch Suspense in Beschlag. Aber auch durch die journalistische und historische Präzision, die Ambler allen Großmeistern des Politthrillers voraushat, auch John Le Carré. Und wenn dieser Roman aus dem Jahr 1939 zuweilen frappierend aktuell wirkt, dann liest er sich auch als Warnung an die Gegenwart.
Matthias Fienborks hervorragende Übersetzung ist jetzt noch einmal aufgelegt worden. Es war höchste Eisenbahn.

Ronald Düker

Eric Ambler, «Die Maske des Dimitrios», Roman, Aus dem Englischen von Matthias Fienbork, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2016, geb., 336 S.

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