Masterstudiengang

Zora del Buono und die Liebesschule à l'américaine

Ein Sommercollege in Neuengland. Die Dozentin des Masterprogramms für Journalismus ist fünfzig, ihr jüngster Student gerade einmal zwanzig Jahre alt. «Eine Mutter-Sohn-Beziehung», kommentiert Zev einmal trocken. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber als Verletzung gemeint, als Schutz vor bedrängenden Gefühlen, sexuellem Verlangen. Für beide Zündstoff, von Anfang an.
«Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt», heisst der Roman von Zora del Buono, ein schmaler Band, präzise, knapp, anschaulich das Keimen der riskanten Beziehung in die Campusroutine gebettet. Nicht nur. Zev plant als Beitrag für die Abschluss-Zeitschrift eine Recherche über den Whistleblower Edward Snowden. Vita Ostan, die Dozentin, stützt ihn, bis sie Computer-Fachmann Dave trifft, der, so glaubt sie, Zev mit Informationen helfen könnte. Stattdessen führt die Begegnung zu einer bestürzenden Wende.
Im Text montierte Zeitungsmeldungen zum Snowden-Skandal und zum Überwachungsstaat katapultieren das Weltgeschehen in den beschaulichen Collegealltag. Die Folgen für Zev und Vita sind verheerend.

Ruth Werfel

Zora del Buono, «Hinter Büschen an eine Hauswand gelehnt»,
Roman, Verlag C.H. Beck, München 2016, geb., 171 Seiten.

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