Von Waagschale zu Waagschale

Frag Frau Freitag, aber frag sie auch wirklich


Ein überaus vergnügliches Buch hat die Troubleshooterin Kafi Freitag veröffentlicht. Aus ihrem Blog kompilierte sie «222 Antworten auf drängende Fragen des Lebens»; eine davon lautet: Wie können Frauen mehr Gelassenheit kultivieren?, eine andere: Muss man den Handstand können?, eine weitere: Wo liegt die Grenze zwischen Zivilcourage und Besserwisserei? Die Zürcherin balanciert mit ihren Auskünften und Auslegungen alias Frau Freitag 350 Seiten weit auf der Höhe des eigenhändig angebrachten Hochseils. Wenn sie fällt, dann bloss, um sich in die Waagschale zu werfen.
Kafi Freitag fordert mit Blog und Buch auf, wieder zu fragen, mithin den Alltag offenen Auges zu begehen. Ihre Methode ist dabei so bewährt wie raffiniert. Wie einst das Computerprogramm Eliza schleudert sie zunächst die Frage an den Fragesteller zurück, wechselt wie Dr. Ruth anschliessend schnell den Ton und endet oft genug lebensklug, sogar mit einem Ratschlag, dem Simone de Beauvoir wohl so manches Mal hätte beipflichten können.
Frau Freitag stellt einmal fest: «Man geht sich buchstäblich verloren ob all des Alltags, und so kann es einem passieren, dass man eines Morgens aufwacht und sich fragt, ob das wirklich schon alles war.» Nein, nicht alles. Da ist noch dieses tröstliche dicke Buch.

Perikles Monioudis

Kafi Freitag, «Frag Frau Freitag. 222 Antworten auf drängende
Fragen des Lebens», Salis Verlag, Zürich 2016, geb., 352 Seiten.

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