Zwischen die Finger gegriffen

Entre nous, Teresa Präauer!

Teresa, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?

In Wien, in Iowa und in Berlin. Neben mir haben sich die Teller, Tassen und Gläser gestapelt, dann sind die Essensreste zu Erde verfallen, daraus sind Pflanzen gewachsen, auf denen sich Tiere angesiedelt haben. Das war sehr praktisch für meine Recherche.
Manchmal haben mich die Tiere auch abgehalten vom Arbeiten, sie haben mir zwischen die Finger gegriffen und sich an der Tastatur zu schaffen gemacht.

Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?

Es geht darum, dass ich mich zum Affen mache. Und darum, dass, wer mein Buch liest, das mitvollzieht und selbst zum Affen wird. Ich hoffe, es geschieht genau so. Ein Mutationsvorgang. Affe ist hier übrigens sehr weit entworfen als Begriff.
Es geht auch um Aggression, um Geilheit und Unverschämtheit. Verführung funktioniert auch außerhalb von Büchern im Gebrauch von Wörtern. Zumindest so, wie ich das kenne.

Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?

Im Moment lese ich ein paar Essays zur Tiertheorie. Es gibt einen relativ neuen Reclam-Band mit diesem Titel, den ich als kleinen Schatz empfinde. Aber auch ein Buch von Mustafa Haikal, es handelt von Menschenaffen. Solche Sachen finden erst zu mir, wenn die Arbeit am Buch abgeschlossen ist, ich plane das nicht vorher ein. Keinesfalls recherchiere ich!
Mich interessieren überhaupt Essays, literarische, kulturwissenschaftliche, kunsttheoretische. Poesie und Popkultur. Natürlich Politik. Hm. Ich kann es nicht einschränken, ich bin wirklich an sehr vielem interessiert. Auch daran, wie jemand schreibt.

Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?

Ich habe einmal jemanden sagen gehört, das nächste Buch kündige sich bereits im jeweils aktuellen an. Ein Nebenschauplatz, der dann, später, an Bedeutung gewinnt. Aber das klingt jetzt so themenlastig. Ich bin eigentlich komplett fadisiert von jeglichem Themengerede. Mich interessieren wirklich Ästhetiken, das ist mein Leitmotiv. Literatur auch als Running Gag. Ich glaube, ich denke sehr in sprachlichen Assoziationen und gleichzeitig sehr visuell, insofern interessiert mich das, was der Film macht oder was die Kunst und die Popmusik und ihre Videos machen für das Schreiben momentan mehr.

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?

Ich bilde mir ein, ich schau' nicht zurück. Aber ich kann mich immer wieder in den Text performativ, akustisch, stilistisch, ästhetisch hineindenken, ihn mir einbilden. Das Schreiben an «Oh Schimmi» hat für mich auch etwas mit Trotz zu tun, auch damit, jemanden herauszufordern, wie zum Kräftemessen. Ich weiß nur nicht wen, nicht die Windmühlen jedenfalls. Oder die auch.

Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption dieses Buchs?

Ich glaube, der Text ist keinesfalls das, was als sichere Nummer bezeichnet wird. Ich erwarte mir, dass der eine oder die andere ausrutschen wird beim Lesen. Aber Ausrutschen kann auch ganz unterhaltsam sein, wie es der Slapstick auf der berühmten Bananenschale ja vormacht.

Wie würdest Du es einordnen in die Reihe Deiner Bücher?

Es ist sicher das schrillste meiner Bücher.

Teresa Präauer, «Oh Schimmi», Roman, Wallstein Verlag,
Göttingen, erscheint am 22. August 2016, geb., 190 S.

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