Von der Heimkehr

Mit Paveses La luna e i falò zurück zum Grundsätzlichen

Cesare Pavese – die einen verbinden mit diesem Namen den bei aller Poesie politischen Autor, den anderen ist er seines empfindsamen Tagebuchs wegen wichtig. So oder so ist er im deutschsprachigen Raum gemeinhin leider etwas in Vergessenheit geraten. Es ist dem Zürcher Rotpunktverlag editorisch hoch anzurechnen, dass er nun Paveses «La luna e i falò» nicht nur in einer neuen (überaus gelungenen) Übersetzung zu drucken gewillt ist, sondern damit auch gleich die Belletristik-Sparte des Verlags neu begründet: die Edition Blau, betreut von der umtriebigen Lektorin Daniela Koch.
Pavese, der grosse Romancier, Lyriker und hervorragende Übersetzer (aus dem Englischen) hat «Il mestiere di vivere» («Das Handwerk des Lebens») leidlich beherrscht – und wer könnte das Gegenteil von sich selbst behaupten? Die Publikation seines Tagebuchs (1935–1950) unter diesem Titel folgte nur zwei Jahre auf den Suizid, den der langjährige Einaudi-Lektor zwei Wochen vor seinem 42. Geburtstag in Turin verübte. Der letzte Eintrag lautet: «Das alles widert mich an. Nicht nur Worte. Eine Geste. Ich werde nicht mehr schreiben.»
«Der Mond und die Feuer» («La luna e i falò», 1950) behandelt die Themen, die Paveses reiches Werk durchziehen: die Magie der Kindheit, das Stillen der jugendlichen Abenteuerlust, den Reifeprozess, das allmähliche Erleben grösserer Enttäuschungen, das Vergebliche im menschlichen Bemühen – die generelle Desillusion. In dem Roman nun symbolisiert der im Titel figurierende Mond das Bindeglied zwischen der Erde und dem himmlischen Vorhaben, sozusagen dem persönlichen Schicksal. Und wie in der griechischen Tragödie (und Komödie) ist es auch Anguilla, dem Piemonteser Protagonisten des Romans, nicht vergönnt, sein Schicksal zu zwingen. Er, der nur die weiten Felder kannte und es doch bis nach Genova und sogar nach Amerika geschafft hat, ist nach Hause zurückgekehrt –  und letztlich daran zerbrochen.

Perikles Monioudis

Cesare Pavese, «Der Mond und die Feuer», Roman, aus dem Ital. von
Maja Pflug, mit einem Nachwort von Paola Traverso,
Edition Blau im Rotpunktverlag, Zürich 2016, geb., 212 Seiten.

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