Es wird sich zeigen

Entre nous, Christian Haller!

Christian, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?
Am Schreibtisch, einer alten Tür aus einem Zürcher Weinbauernhaus, noch aus einem einzigen Stück Holz gefertigt. Obwohl ich seit Jahrzehnten auf der Tür schreibe, die messinge Klinke sich drücken lässt, weiss ich noch immer nicht, wohin sie mich führt.

Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
«Flussabwärts gegen den Strom» ist der dritte Band meines autobiographischen Romanprojekts und setzt die Untersuchung fort, wie der Erzähler einen Weg zu gehen sucht, den es nicht gibt und den er dennoch glaubt, gehen zu müssen.

Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Seit einigen Jahren versuche ich zu verstehen, was das neue Weltbild – durch die Quantenphysik geschaffen und durch ihre Anwendungen in die Gesellschaft eingedrungen – in seinen Auswirkungen bedeutet, welche neuen Perspektiven es eröffnet und welche Brüche und Verwerfungen es schafft.

Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Themen interessieren mich literarisch nicht. Ich hatte es stets mit Stoffen zu tun, die sich mir zur sprachlichen Bearbeitung aufdrängten. Oftmals dauerte es lange, bis sie sich öffneten und zugänglich wurden, eine Struktur erkennen liessen, mich in noch unbekanntes Gelände führten.

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Ich finde auf diese Frage keine wirkliche Antwort. An einem Roman schreibe ich zwei, drei Jahre, täglich. Es ist einfach Arbeit. Manchmal freudig, wenn ich das Gefühl habe, in die Nähe des Gelingens zu kommen, manchmal bedrückt, wenn es sich als Irrtum erweist.

Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buches?
Das kann man wohl heute nicht mehr. Ich wüsste auch nicht zu sagen, an wen sich die Erwartung richten sollte.

Wie würdest Du es einordnen in die Reihe Deiner Bücher?
Es ist der Abschlussband einer Trilogie. Der Abschluss einer autobiographischen Untersuchung. Vielleicht der Abschluss meines Werks? Ich weiss es nicht. Es wird sich zeigen.


Christian Haller, «Flussabwärts gegen den Strom», Roman,
Luchterhand Literaturverlag, München 2020, geb., 224 Seiten.

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