Ungetrübte Sicht

Entre nous, Alain Claude Sulzer!

Alain, wo hast Du Dein neues Buch geschrieben?
Da ich zwei Jahre daran gearbeitet habe, verteilten sich die Orte auf Basel, Berlin und Vieux Ferrette im Elsass. Es sind die Orte, an denen ich lebe.

Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
Um ein aussergewöhnliches menschliches Konstrukt – ein symbiotisches Brüderpaar – und dessen Sicht auf sich selbst und die Welt, das irgendwann erkennen muss, dass diese Sicht nie ungetrübt ist und nicht vor Blindheit gegenüber gewissen Dingen schützt. Danach machen sie allerdings das Beste daraus: Ein neues Buch. Sie sind ja beide Schriftsteller. Dass einer der beiden in der «Blüte seiner Jahre» stirbt, ist die tragische Seite. Das musste erzählt werden.

Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Ohne mich davon abzuwenden, versuche ich, mich von aktuellen Themen und Diskursen nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen, was mir mal besser, mal weniger gut gelingt. Welche Geschichte mich augenblicklich am meisten interessiert, schreibe ich in meinem nächsten Roman auf.

Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Ich gehe davon aus, dass man seinen »Themen« treu bleibt und sie zugleich vertieft. Da mir aber nichts problematischer scheint, als die Früchte seiner Arbeit selbst zu analysieren, ziehe ich es vor, sie nicht selbst zu verzehren. Mal schauen, was die anderen damit machen. Ob sie ihnen schmeckten?

Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Mit guten Gefühlen. Ich erkenne kaum Mängel (was selten ist) und keinen Mangel. Was ich erzählen wollte, habe ich erzählt. Dem Buch fehlt nichts.

Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
Nein. Es wird sich seinen Weg schon bahnen. Überhaupt bin ich nicht sonderlich themenfixiert. Die Variation ist ja das Interessante.

Wie würdest Du es einordnen in der Reihe Deiner Publikationen?
An vorderster Stelle. Bis dann das nächste nachrückt.


Alain Claude Sulzer, »Doppelleben«,
Roman, Galiani Berlin, Berlin 2022, geb., 304 S.

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