Es war einmal auf dem Mars
Entre nous, Friedrich Kröhnke!
Friz, wo hast Du dein neues Buch geschrieben?
Ich schreibe fast immer unterwegs, in Bahnhöfen, Flughäfen, U-Bahn, Berliner Cafés (lebe in Berlin), so auch in diesem Fall. In der eigenen Wohnung geht es nicht so gut, nicht wegen Lärm oder so – Lärm ist grade gut – , sondern weil Anonymität und eine gewisse Austauschbarkeit des Ortes mich in die passende Gestimmtheit bringen.
Worum geht es, Deiner Meinung nach, in Deinem Buch?
»Eulen. Spiegel. Sterne« ist eine Erzählung, die vom Schreiben und Nicht-Schreiben und vom Leben eines nicht mehr jungen Münchner Schriftstellers handelt, dem die Gegenwart sehr fremd geworden ist. Eine etwas jüngere Lektorin besucht ihn, will ihn zur Arbeit ermuntern, was komische Momente zeitigt – aber er möchte nur noch mit einem Teleskop die Sterne beschauen, ganz besonders den Mars.
Welche Themen, Geschichten, Diskurse interessieren Dich zurzeit grundsätzlich?
Erinnerungen. Tagträume von einer schöneren Zeit, einer Vergangenheit, die es vielleicht gar nicht gab, von Kindheit, Geborgenheit, Ruhe.
Sind diese Themen für Dich neu oder eher ein Leitmotiv in Deiner Arbeit?
Weiterentwicklung aller meiner Motive ... Sehnsucht nach Reisen, Sehnsucht während der Reisen ... Reiste ich früher in ferne Länder, reise ich jetzt zum Mars. Tagträume, wie gesagt. Der Autor Eulen will per booking.com Hotels auf fremden Sternen buchen, auch, um die Mitmenschen los zu sein.
Mit welchen Gefühlen schaust Du auf die Niederschrift zurück?
Sollte ein Roman werden! Ich war froh, dass ein Prosastück fertig wurde. Das wurde von mir in diesem Band mit anderen Erzählungen kombiniert, die gewissermassen auf die Titelerzählung hinzielen. Die Geschichte geht um Schreibblockade und ist, so wie sie nun fertig ist, Ergebnis auch von Schreibblockade. Und Wolfgang Koeppen, den Schreibblockierten schlechthin, in die jetzigen Jahre zu versetzen und mich in ihn und ihn in mich: das war auch ein Spass!
Und dann habe ich mich ja, als ich dran schrieb und es noch ein Roman werden sollte, mit dem Mars beschäftigt (wie meine Figur es tut), Areographie betrieben, so heisst das offiziell! Und das war etwas Neues und bereichert mich.
Hegst Du bestimmte thematische Erwartungen an die Rezeption des Buchs?
»Eulen. Spiegel. Sterne« spielt immer wieder und in vielen Facetten auf Wolfgang Koeppen an, auf die von Koeppen geschaffene Kunstfigur Koeppen, sozusagen. Das ist meines Wissens der allererste belletristische Text, in dem dieser melancholische Erotiker als Figur erscheint!
Koeppen-Kenner wie Norbert Wehr und Christoph Leisten (»Wolfgang Koeppen in Salt Lake City«) haben es gleich bemerkt, und mir wäre es eine Freude, wenn auch andere Leser von Koeppen und Forscher über ihn dran Vergnügen hätten.
Wie würdest Du es einordnen in die Folge Deiner Texte?
Nach diesem kleinen Buch schreibe ich vielleicht keines mehr. Ich hab über zwanzig Bücher veröffentlicht und das Gefühl, alles mitgeteilt zu haben.
Friedrich Kröhnke, »Eulen. Spiegel. Sterne«,
Erzählung, Rimbaud Verlag, Aachen 2024, brosch., 88 S.