Wege und Zeiten

Zu Marc Djizmedjians «Der Mann, der nicht ins Kino ging»

Mit Genuss zu lesen und überaus versichernd sind Marc Djizmedjians kurze Geschichten über jene Männer, die sich der Welt verweigern – zumindest der gängigen. Herrlich rhythmisch die Satzperioden dieser Kurzprosa, und die Wiederholungen verweisen auf die trotzige Haltung ihrer Helden: «Der Mann, der nicht heiratete, heiratete nicht. Er sagte: ich heirate nicht. Dabei blieb er.»
Schon wollte man denken, niemand schriebe mehr so, kurz und lakonisch und auf den Punkt, und dann wird man mit diesem Buch überrascht. Ohne sie zu denunzieren, bringt uns der Zürcher Djizmedjian in seinem neuen Buch den Mann näher, der nichts wollte, einen anderen, der sich nichts mehr aus Frauen machte, einen weiteren, der im Dunkeln am Fenster stand.
Sie leben mit einer Konsequenz, die so wiederum als neue Eigenart in die Welt gesetzt wird: Um den Mann etwa, der nicht modern war, bemüht sich nun plötzlich die Zeit, denn sie «begriff, verwirrt und fast etwas beschämt, dass der Mann, der nicht modern war, ihr weit, gewissermassen um Äonen, voraus gewesen war.»
Und auch die Männer, die das Sinnieren über die Welt ins Oblomowsche treibt, auch sie werden am Schluss mit der Welt versöhnt: «Nach einer Weile entdeckte der Mann, der nicht aufstand, über sich eine Spinnwebe, die von einem zarten Luftstrohm kaum merklich hin und her bewegt wurde, was ihn eigentümlich beglückte. So geschieht also auch heute etwas in meinem Leben, sagte er sich uns schloss die Augen, um noch ein wenig zu schlummern.» Ein weiteres gutes Buch aus der Wolfbach-«Reihe», die Markus Bundi vorzüglich besorgt.

Dana Grigorcea

Marc Djizmedjian, «Der Mann, der nicht ins Kino ging», Prosa,
Band 36 der «Reihe», Wolfbach Verlag, Zürich 2016, brosch., 69 Seiten.

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